
Bereits Ende 2022 wurde der aus Belgien stammende Ingenieur und Neurowissenschaftler Raphaël Liégeois von der ESA als Astronaut ausgewählt. Damit ist er der erste Astronaut aus der Wallonie, der ins All reisen wird. Für das Auswahlverfahren hatten sich insgesamt rund 22000 Kandidaten, darunter 1000 Belgierinnen und Belgier, beworben. Ende 2026 ist es dann soweit: Dann wird Liégeois für die ESA zur Internationalen Raumstation ISS reisen.
Vor Kurzem wurden nun die drei belgischen Wissenschaftsprojekte vorgestellt, die den wallonischen Astronauten auf seiner Mission begleiten werden: Astromy (Universität Gent), BeBlob (Universität Namur) und OSCAR-BLINQ (Universität Hasselt, Université Catholique de Louvain, Belgisches Institut für Weltraum-Aeronomie).
Im Rahmen des Astromy-Projekts des Biotechnologie-Zentrums der Universität Gent soll die Wirkung der Schwerelosigkeit auf das Wachstum von Mais untersucht werden. Durch ein besseres Verständnis der Wirkung auf die Pflanze könnte die Entwicklung von Systemen, mit denen ein Überleben im Weltall auf längeren Flügen sichergestellt werden kann, vorangetrieben und es dürften neue Erkenntnisse über das Wachstum von Pflanzen unter extremen Bedingungen gewonnen werden.
Ziel des BeBlob-Projekts der Universität Namur ist es zu untersuchen, wie der Blob (wissenschaftlicher Name „Physarum polycephalum“) der Umgebung im Weltall widersteht. Bekannt ist der Blob, der weder als Tier noch Pflanze zählt, für seine äußerste Widerstandsfähigkeit. Der gelbe Schimmelpilz ist in der Lage, sich trotz extremer Bedingungen wieder zu regenerieren. Die dahinterstehenden Reparaturmechanismen möchte man besser verstehen, um sie auf Anwendungen in der Medizin und Biotechnologie zu übertragen.
OSCAR-BLINQ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Université Catholique de Louvain, der Universität Hasselt und des Belgischen Instituts für Weltraum-Aeronomie. Im Rahmen von OSCAR-BLINQ soll beobachtet werden, wie lichtempfindliche Moleküle auf die Mikrogravitation im Weltall reagieren, etwa durch Änderung ihres Säuregrads. Dafür wird ein eigens entwickelter Quantensensor auf Basis des Materials Diamant mit an Bord gehen. Man erhofft sich, ein breiteres Verständnis darüber zu erlangen, welche Wirkung die Schwerelosigkeit auf biologische Systeme ausübt.